Fördermittel vom Auswärtigen Amt zur Stärkung der Arbeit der kolumbianischen Wahrheitskommission in Deutschland
(Bogotá). Das Deutsch-Kolumbianische Friedensinstitut (Instituto CAPAZ) hat vom Auswärtigen Amt Fördermittel in Höhe von ca. 138.000,- Euro zur Finanzierung der akademischen Begleitung und Unterstützung der Arbeit der kolumbianischen Wahrheitskommission (Comisión para el Esclarecimiento de la Verdad, la Convivencia y la No Repetición) in Deutschland erhalten.
Die offizielle Bewilligung wurde am 17. Februar 2020 in der Deutschen Botschaft in Bogotá in Anwesenheit des Kommissars der Wahrheitskommission, Dr. Carlos Martín Beristain, vom deutschen Botschafter Dr. Peter Ptassek und dem Direktor des Instituto CAPAZ Prof. Dr. Stefan Peters unterzeichnet.
Die Wahrheitskommission setzt sich in Kolumbien und im Ausland dafür ein, den Prozess der Wahrheitsfindung unter Beteiligung verschiedener Akteure mit Fokus auf die Opfer des Konfliktes zu gewährleisten. Teil ihrer Arbeit ist es, Zeugenaussagen von Kolumbianerinnen und Kolumbianern im Exil bis Mitte 2020 zu sammeln.
Die Aussagen werden freiwillig von direkten Opfern und Zeugen getätigt. Diese sollen zur Wahrheitsklärung und zur Identifizierung von Viktimisierungsmustern beitragen. Die Zeugen werden während des Prozesses psychosozial begleitet.
Die Herausforderung ist groß, denn das kolumbianische Exil reicht weit in die Vergangenheit zurück und die politischen Konflikte in Kolumbien bilden sich auch im Exil ab. „Die Komplexität des Konflikts besteht auch außerhalb der kolumbianischen Grenzen“, sagte der Kommissar Beristain.
Die Wahrheitskommission in Kolumbien hob die Unterstützung der deutschen Regierung durch die Finanzierung dieses Projekts hervor. „Die Unterstützung Deutschlands für die Wahrheitskommission ist von entscheidender Bedeutung. Dies zeigt sich auch beim aktuellen Projekt, mit dem das die Bedeutung des kolumbianischen Exils für die Wahrheitskommission sichtbar gemacht werden soll. Diese Unterstützung konkretisiert sich derzeit durch die Unterzeichnung des Abkommens zwischen CAPAZ, der Bundesregierung und der Wahrheitskommission. Dies ist für das Mandat der Kommission von großer Bedeutung.“
Mitgestaltung des Projektes bei der JLU Gießen
Das Instituto CAPAZ und die Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) werden die Arbeitsgruppe der Kommission in Deutschland, Nodo Alemania, auch mit Informationsveranstaltungen in verschiedenen deutschen Städten unterstützen. Ziel ist es dabei, die Bedeutung der Arbeit von Wahrheitskommissionen für die Friedensförderung herauszustellen. „Ein erfolgreicher Friedensprozess erfordert auch die Wahrheit über die Vergangenheit zu kennen. Dies ist zweifellos ein schwieriger und schmerzhafter Prozess. Dennoch ist es von großer Bedeutung, das Leiden der Opfer anzuerkennen und eine friedliche Zukunft aufzubauen“, sagte Prof. Dr. Stefan Peters, Direktor des CAPAZ und Professor für Friedensforschung an der JLU Gießen.
Der Nodo Alemania, der sich aus verschiedenen Organisationen der Zivilgesellschaft und engagierten Einzelpersonen zusammensetzt, begrüßte die Unterzeichnung des Abkommens von Berlin aus: „Unsere Bemühungen, die Zeugenaussagen des kolumbianischen Exils in Deutschland zu sammeln und die Sichtbarkeit und Anerkennung der Überlebenden zu gewährleisten, werden mit diesem Abkommen gestärkt. Wir haben mit dem Instituto CAPAZ einen wichtigen Partner für die Unterstützung der Arbeit der Wahrheitskommission und des Nodo“.
Das Instituto CAPAZ unterstützt dabei auch die Sichtbarkeit der Aufgaben und Ergebnisse der Wahrheitskommission. „Wahrheitskommissionen haben sich als einer der wichtigsten Wiedergutmachungsmechanismen für die Opfer von Diktaturen und bewaffneten Konflikten erwiesen. Sie ermöglichen den Zugang zu Informationen, die sonst nicht möglich wären und für den Aufbau eines integrativen und demokratischen Friedens von grundlegender Bedeutung sind“, erklärt Dr. Rosario Figari Layus von der JLU Gießen.
Der Nodo Alemania versteht die Konsolidierung der kolumbianisch-deutschen Kooperation als einen weiteren Schritt auf der Suche nach Wahrheit, Erinnerung, Frieden und Versöhnung, die Kolumbien so sehr braucht. „Sowohl die deutsche Regierung als auch deutsche Sozial-, Menschenrechts- und humanitäre Organisationen haben bisher eine Schlüsselrolle bei der schwierigen, aber notwendigen Aufgabe der Wahrheitsfindung gespielt“, so sprach der Nodo.
Comunicado de prensa (español) / Pressemitteilung (Deutsch) / Pressemitteilung der JLU Gießen (Deutsch)
Weitere Informationen und Kontakt:
CAPAZ Institut, Prof. Dr. Stefan Peters:
stefan.peters@www.instituto-capaz.org | www.instituto-capaz.org
Nodo Alemania
Arbeitsgruppe der Wahrheitskomission Kolumbiens in Deutschland:
@nodoAlemaniaCEV
Wahrheitskommission in Kolumbien: