DEUTSCHER STAATSSEKRETÄR IM AA NIELS ANNEN AM CAPAZ-ROUNDTABLE
Am 2. November 2018 nahm der Staatssekretär im Auswärtigen Amt Niels Annen an der CAPAZ-Diskussionsverastaltung “Schlüssel für den Aufbau eines stabilen und nachhaltigen Friedens“ teil. Die Veranstaltung wurde vom CAPAZ Institut mit freundlicher Unterstützung der Deutschen Botschaft in Kolumbien ausgerichtet.
Niels Annen diskutierte mit dem Präsidenten der Wahrheitskommission (Comisión para el Esclarecimiento de la Verdad -CEV) Pater Francisco de Roux, SJ; der Direktorin für Friedenspädagogik- und Förderung der kolumbianischen Präsidentschaft Diana Escobar, und dem Richter des Sondergerichts für den Frieden (Jurisdicción Especial para la Paz – JEP), Rodolfo Arango. Die Diskussion wurde vom akademischen Direktor des CAPAZ, Prof. Dr. Stefan Peters geleitet.
Die Veranstaltung fand im CAPAZ Institut im Claustro de San Agustin in Bogota, Kolumbien statt, wo zur Zeit die Fotografien des Fotojournalisten aus Antioquia, Kolumbien Jesús Abad Colorado im Rahmen seiner Austellung El testigo zu sehen sind.
Musikalisch wurde das Panel von der kolumbianischen Bullerengue-Sängerin Ceferina Banquez und ihrer Band begleitet. Die Musik von Banquez und Colorados Fotos, die den Millionen von Opfern des kolumbianischen bewaffneten Konflikts eine Stimme und ein Gesicht geben, verliehen der Diskussionsrunde einen würdigen Rahmen jenseits akademischer und politischer Diskurse.
Der deutsch-kolumbianische akademische Beitrag zum Frieden durch CAPAZ
Prof. Dr. Mukherjee hob hervor, dass durch die Arbeit des CAPAZ Instituts und der bereits traditionsreichen deutsch-kolumbianischen akademischen Kooperation Deutschland zum Aufbau eines nachhaltigen und dauerhaften Friedens in Kolumbien beitragen will.
„Aus deutscher Sicht sehen wir den Friedensprozess in Kolumbien als einen Prozess, bei dem viele Fragen gelöst werden müssen“, sagte Mukherjee. „Die Lösung dieser Probleme muss aus verschiedenen Blickwinkeln und Perspektiven betrachtet werden“.
Die politische Unterstützung Deutschlands für den Friedensprozess
Staatssekretär Annen bezeichnete den Friedensprozess in Kolumbien als gute Nachricht im aktuellen Szenario der internationalen Außenpolitik. „Auch für Europa sind dies schwierige Zeiten, und wir haben den Eindruck, dass die Regeln des Multilateralismus in der Weltpolitik in Frage gestellt werden“, sagte Annen.
Er begrüßte die Entscheidung von Iván Duques Regierung, den Friedensprozess weiterhin zu unterstützen. Auf deutscher Seite betonte er das Interesse der Regierung, Projekte zu unterstützen, die den Fortschritt der Friedensförderung in Kolumbien stärken: „Was hier erreicht wurde, ist zuallererst das Resultat der Kolumbianer. Alles, was wir hier tun, basiert auf dem Konsens und der politischen Entscheidung der Kolumbianer, diese Unterstützung fortzusetzen“.
Die Ansprüche der Opfer müssen vom kolumbianischen Staat geachtet werden
Pater Francisco de Roux, SJ erinnerte an die Ansprüche der Opfer, wie sie an den Friedensverhandlungen in Havanna formuliert wurde. Angesichts der Opfer sei das größte strukturelle Problem, das als erstes gelöst werden muss, die Wahrheit über die Kolumbianer selbst zu definieren.
Die Würdigung und Anerkennung der Opfer sind Aufgaben des kolumbianischen Staates, die die Wahrheitskomission (CEV) als eine der autonomen und unabhängigen Einrichtungen innerhalb des Gerechtigkeitssystems für den Frieden wahrnehmen muss. Mit Bezug auf die Fotos von Jesús Abad sagte de Roux: „Vor diesen Fotos ist es schwierig, mehr zu sagen. All diese Leute schreien uns an: ´sagen Sie uns die Wahrheit und das, was passiert war´“.
„Der Dialog muss die Waffen ersetzen“: Rodolfo Arango
Rodolfo Arango, Magistrat der Sondergerichtsbarkeit für den Frieden (JEP) hob die Unterstützung Deutschlands im Friedensprozess hervor. Arango betonte die Empathie und die Gemeinsamkeiten zwischen Deutschland und Kolumbien in der Geschichte beider Länder. Die Spezifität und Komplexität des kolumbianischen Konflikts erfordert eine historische, rechtliche und symbolische Entschädigung der Opfer, die schrittweise und priorisiert erfolgen muss.
Friedenspädagogik
Diana Escobar leitet das Büro für Friedenspädagogik- und Förderung im Büro des Hohen Kommissars für den Frieden der kolumbianischen Präsidentschaft. In ihrer Ausführung betonte Escobar, dass die Regierung beabsichtige, über das Friedensabkommen hinaus eine Friedenspädagogik zu fördern. Escobar unterstricht die Rolle Deutschlands, insbesondere bei der Förderung einer bürgerlichen Kultur und einer Kultur der Legalität. „Die politische Bildung ist der Schlüssel, dass sich diese Gewalttaten nicht wiederholen“, sagte Escobar.
„Ich will Frieden in Kolumbien, weil ich so viel Gewalt erlitten habe“: Ceferina Banquez
Ceferina Banquez kennt viele Seiten der Gewalt: paramilitärische, Guerilla- und staatliche Gewalt. Im Jahr 2001 wurde sie aus ihrem Haus vertrieben, das für sie gleichzeitig Wohnsitz, Grundstück und Lebensraum in Carmen de Bolívar im Norden Kolumbiens war.
Der Bullerengue-Rhythmus nimmt die Klänge der Trommel Alegre, Llamador und des Händeklatschens auf. Der Bullerengue-Gesang begleitet diesen Rhythmus meist durch eine weibliche Stimme und Chorstimmen. Aufgrund der familiären und angestammten Tradition begleitet der Bullerengue Ceferina Banquez seit ihrer Kindheit. Ihre Erfahrung mit dem bewaffneten Konflikt ist zur Musik geworden, ihre Musik zum Zeugnis des bewaffneten Konflikts.
2007 konnte Ceferina Banquez auf ihren kleinen Hof in Carmen de Bolívar zurückkehren, aber ihr Zuhause war nun groesser geworden. Auszeichnungen und Anerkennungen fuer die rund 70jährige Reisende und ihre Musikgruppe, darunter ihr Neffe Juan David und ihre Tochter Guadalupe, haben ihr Leben veraendert, die Konzertreisen durch Lateinamerika und Europa werden weitergehen. Manchmal sitzt ihre kleine Enkelin Aurora im Publikum, so auch diesmal im CAPAZ, wo ein deutsch-kolumbianisches Publikum ihr aufmerksam zuhört, so wie man ihr zuhören sollte.
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